[ Der gefoppte Ärpfl-Bauer ]

 

In einer bayreuther Gastwirtschaft am Markt saßen einmal drei biedere Handwerks-„Maasterla“ beim „Elfa-Seidla,“ spielten dreibeinigen „Schoofkopf“ und rauchten dazu ihre Virginias, als ein Bäuerlein aus dem Hummelgau in die Wirtsstube kam und fragte, ob niemand Kartoffeln bräuchte. Es war nämlich Wochenmarkt gewesen und er hatte mit seinem Ochsengespann einen ganzen Wagen voller Kartoffeln zum Markt gebracht, war aber leider nur die Hälfte davon losgeworden und suchte nun nach Abnehmern, damit er seine „Ärpfl“ nicht wieder heim fahren müßte.

Die drei Karter schauten einander pfiffig an und der schlauste von den dreien sagte, nachdem er sich durch ein kuzes Augenzwinkern mit den andern beiden verständigt hatte, zu dem Bauern: „Do wissert i’ scho an, der welcha brauchert, und zwoar is des der Gentner’s Bartl. Der wohnt im Hinterhaus und hodd a Herd’ Kinner – fünf Stick senn’s, glaab i – und der nimmt der deina Ärpfl ganz gwieß ab. Du konnst scho a wall oh’fanga mit’n Ablood’n und ich sooch derwall na Bartl Bescheid. Brauchst bloß dei’ Rutschn drauß’n am Haus ins Kellerloch nei schiebm, dann rollern die Ärpfl vo’ selber in’n Bartl sein Keller nunter.“

Der Bauer geht also ’naus aus der „Wärtschaft“, schiebt seine Rutsch-Bretter ins Kellerloch und läßt seine Kartoffel nunter roll’n. Wie er damit fertig is’, geht er widder nei die Wärts-Stubm und schaut si’ nooch die drei Kart-Brüder um, die sich inzwisch’n durch’n Hinterausgang verdrückt habm, und wall er sa nimmer sicht, do freecht er na Wärt, wo denn der Gentners-Bartl wohnert, damit er sei Geld für die Ärpfl kassiern könnt.

„Gentners-Bartl?“ soocht der Wärt, „kenn ich kann, und in mein’m Haus wohnt a kaaner, der so haaßt.“ „Und wer bezoahlt mer denn etzert meine Kartoffln?“ fragt der Bauer. „Des konn i’ der aa net soogn,“ maant der Wärt und grinst schelmisch. „Werst’sa halt doch widder mit haam nehma miss’n.“ Und so geschah’s. Der geneppte Bauer mußte seine Feldfrüchte in der Ärpfl-Gretz’n aus’m Keller rauf troog’n und mußte auch noch den Spott der Umstehenden Gaffer über sich ergehen lassen.

So hat man sich damals in Bayreuth Unterhaltung verschafft, als es noch kein Fernsehen gab.

© Heiner Vogel

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