[ Bauernschläue - Teil 2 ]

 

Zwei Bauernknechte aus dem Bayreuther Umland, die einander schon sehr lange nicht mehr gesehen hatten, weil der eine der beiden inzwischen bei einem Bauern in der Stadt in Dienst war, trafen sich an einem Markt-Tag zufällig auf dem Marktplatz. Die Freude und das Erstaunen auf Seiten des “urbanisierten“ Knechts war groß und er fragte seinen Kameraden vom Land voller Neugier, wie’s ihm geht, und dabei entspann sich folgender Dialog:

„Mensch – Paul, wie kummst’n Du rei’ auf Bareit?“

„No – roat’ halt a moll”

„Bist rei’ gfoahrn?“

„Naa“

„Bist ebber goar rei’ g’loff’n?“

„Naa“

Ja – wie bist’ denn dann rei’ kumma?“

„No – Kälberla hob’ i’ rei’ gertrieb’m!“

 

Ein anderer Bauernknecht aus dem Umland, der zum Militär eingerückt war, hatte Urlaub bekommen und ging – vom Bahnhof kommend – “mit Sack und Pack“ über den Bayreuther Marktplatz. Da sah er auf der gegenüberliegenden Straßenseite eine Bauernmagd, mit der er früher schon gewisse „Beziehungen“ gehabt hatte, forsch heimwärts schreiten. Und weil sie ihn nicht sah, und er fürchtete, daß er sie nicht einholen könnte, da rief er mit lauter Stimme quer über den Markt:

„He – Kuni, gut daß i’ di’ sich.“

„Am Sunntoch kumm i’ ’naus zer eich auf die Kärwa.“

„Dann steck’ mer unner Brunz-Zeich scho amoll zamm!“

 

Am Brandenburger war Vieh-Markt gewesen, und zwei Bauern, die ihr Vieh gewinnbringend an einen Metzger verkauft hatten, beschlossen, weil sie genug Geld in der Tasche hatten, sich einmal etwas besonderes zu leisten. Sie gingen also gemeinsam in die Stadt, und als sie am Bahnhofs-Vorplatz ankamen, da überlegten sie eine Weile, in welches feine Gasthaus sie gehen könnten. Das Hotel “Reichsadler“ war gleich gegenüber, und darauf steuerten sie zu, gingen hinein und setzten sich im Restaurant an einen der weißgedeckten Tische.

Neugierig beobachteten sie, was die feinen Leute am Nebentisch aßen, und als sie sahen, daß einer der Gäste mit einem winzigen Löffelchen eine Kleinigkeit Senf an seine Speisen tat, da sagte der eine Bauer zum anderen: „Des muß besonders köstlich schmeck’n und des is gwieß a’ recht teuer, wall der goar so weng dervo’ nimmt.“ „Macht nix,“ meinte der Freund, „mir ham’s ja, und deswegn probier’ mer’s etzert aus!“ Als dann der Kellner an ihren Tisch kam und nach ihren Wünschen fragte, da sagte der beherztere von den zweien:

„Brengt uns a’ moll an Teller voll vo’ dera gelb’m Schmier.“

Der Ober wunderte sich zwar, ging aber dann in die Küche und füllte einen Suppenteller mit extra scharfem Senf, brachte ihn an den Tisch der beiden Ökonomen und wünschte guten Appetit. „Jetzt bloß net schüchtern“, sagte der, welcher den Mostrich geordert hatte, und schob gleich einen ganzen Eßlöffel voll Senf in den Mund, aber als er das Beißen auf der Zunge und am Gaumen spürte, da liefen ihm zwei dicke Tränen über die Backen und er verzog das Gesicht, wie wenn er greina müßt’. Da sagte sein Kamerad tröstend zu ihm:

„Brauchst net zu greina – ich zoahl scho a’ die Hälft’ vo dera Zech!“

 

Ein anderer Bauer ging auch einmal in ein feines Restaurant um Mittag zu essen. Der Ober nahm seine Bestellung auf und entfernte sich und der Bauer, der gewohnt war Tabak zu kauen, hatte noch immer seinen “Priem“ im Mund und spuckte, weil das Essen so lange auf sich warten ließ, inzwischen einfach auf den Teppich. Der Ober, der das sah, kam mit einem Spucknapf angerannt und stellte ihn neben dem Bauern auf den Boden, worauf dieser prompt auf der anderen Seite auf den Teppich spuckte. Der Ober nahm den Spucknapf, stellte ihn auf die andere Seite und wollte sich diskret zurückziehen, da rief ihm der Gast vom Lande nach:

„Wenn’st dein Teller net bal wo anders hi’ stellst, dann spotz’ i’ pfeilgroad nei!“

 

Als die Soldaten vom Infanterie-Regiment 42 wieder einmal von Bayreuth nach Grafenwöhr ins Manöver marschierten, da kam ihnen auf halbem Wege eine junge Bauernmagd entgegen, die eine Kuh am Strick führte. Da rief ihr einer der Soldaten zu:

„No – Maadla, fierst’ die Kuh ebber zum Stier?“

„Ko’ scho’ saa’“, gab sie zur Antwort.

„Wer vo’ eich zwaa hodd’s denn nötiger, du oder dei’ Kuh?“ fragte er grinsend.

Die Magd errötete zwar, aber sie war nicht “auf’s Maul gefallen“ und antwortete keck:

„Wos a richtiger Bumml is’, der schmeckt’s!“

 

Zwei Bauern aus der Fränkischen Schweiz begegneten einander, als sie von ihren Feldern mit leerem Wagen heim fuhren. Jeder der beiden machte ein Gesicht wie 7 Tage Regenwetter, obwohl, oder weil es in ihrer Gegend schon seit sechs Wochen nicht mehr geregnet hatte. Sie hielten eine Weile an und erzählten einander von ihren Nöten. Sagt der eine:

„No – Nochber, worum macht er denn goar su a’ trübselig’s G’sicht?“

„Ach“, sagt der andere, „Mei’ Gerscht’n is heier so nieder, daß mer sa goar net mäha konn,

die miss’ mer dengerscht ausrupf’n.“

 

„Und ihr – Vetter, warum schaut’n ihr so besorgt drei’?

„Ach“, sagt der erstere, „Des is’ ja nuch net es Ärgsta.“

„Mir geht’s vill schlechter – mei Hobern is’ heier so niedrig,

do miss’n si’ die Spotzen hie’kniea, wenn sa na abfress’n woll’n.“

 

Ein Bauernknecht fährt mit einem vollen Wagen Heu zum Hof zurück. Der Bauer sitzt, weil er beim Laden schon droben war, gemütlich auf dem Fuder. Da werden unterwegs plötzlich die Pferde scheu und der Knecht kann die Fuhre nicht mehr “derlenken“, so daß er in den Graben fährt. Ein Rad bricht und der Heuwagen kippt um. Da kommt ein anderer Fuhrknecht vorbei und statt ihm zu helfen, fragt er ihn:

„Ja – Hansgärch, host ebber um g’schmiss’n?

„Dümmer konnst wohl net froog’n“ raunzt der zurück.

„Do wird dei’ Bauer obber schee schimpf’n – waaß er’s denn scho’?

„Ja ja,“ sagt der Hansgärch – “der liecht ja drunter!“

 

© Heiner Vogel

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