[ Original und Parodie ]

Späte Einsicht

Die Anregung zu diesen Versen fand ich im Gedicht “O Tempora” von Eugen Roth.

Hier zunächst das Original


O Tempora

(Gedicht von Eugen Roth)

Ein Mensch, der eine Freundin hatte,
Ist jetzt seit Jahren schon ihr Gatte.
Er hat's mit diesem Weibe schwer:
Es redet nämlich dumm daher.

Er meint, es werde täglich schlimmer -
Doch nein - so dämlich war sie immer.
Es liegt nur an der Jugend Schwund:
Süß klang Geschwätz aus süßem Mund.
 

© Eugen Roth

 


Hier nun die Parodie von Heinrich Vogel:

Späte Einsicht

Ein junger Mensch, vielmehr ein Knabe,
mag Mädchen nicht, und ihr Gehabe,
er will auch nicht mit "Weibern" spielen,
weil die sich gleich beleidigt fühlen,
drum meidet er sie, wo's nur geht,
kurzum, er findet Mädchen blöd.

Wenn er dann in die Pubertät kommt,
dann rennt er, daß er nicht zu spät kommt,
läßt manches stehn und vieles liegen,
aus Angst, er könnte keine kriegen,
ist völlig außer Rand und Band,
und find't sie plötzlich interessant.

Doch, lernt er sie dann in der Ehe
erst richtig kennen, aus der Nähe,
dann sieht er ein: hier hilft kein Klagen,
es stimmt schon, was die Leute sagen,
daß uns ein Sprichwort nie belügt,
und erster Eindruck selten trügt.
 

© Heiner Vogel

 

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