[ Gedanken eines Arbeitslosen ]
 

          Innovation - und die Folgen

          Einst hast Du noch selber geschmiedet, gefeilt,
          Mit den Händen Dein Werkstück gestaltet.
          Das war Dir zu mühsam. Du hast unverweilt
          Maschinen erdacht, und die Arbeit zerteilt,
          Sich zu plagen - das schien Dir veraltet.

          Als Du selbst noch gehobelt, gehämmert, gesägt,
          War Dir sinnvoll Dein Job noch erschienen.
          Doch Du warst vom Fortschritt geblendet, geprägt,
          Nichts was heut’ Du erschaffst Deine Handschrift noch trägt,
          Du wurdest zum Knecht der Maschinen!

          Du wolltest Dich von diesem Zwange befrei’n,
          Dachtest nach, wie Dein Los sei zu wenden.
          Du erfandest Roboter, die schaffen allein.
          Nun stehst Du am Werktor, man läßt Dich nicht rein
          Und Du fragst Dich: “wie wird das noch enden?”

          Was auch je Du ersannst, es geschah zu dem Zweck,
          Vor’m Verschleiß Deine Kraft zu verschonen,
          Doch die Frucht Deines Geists nahm ein Andrer Dir weg,
          Dir gesteht er nur zu, frei von Mühsal und Dreck
          Für ihn heut’ etwas schöner zu fronen.

          Du schicktest den Sohn auf die Akademie,
          Daß er nutze die geistigen Gaben,
          Dann verkauftest Du ihn an die Industrie,
          Er forscht, und entwickelt Computer für sie,
          Aber Dich will nun niemand mehr haben.

          Manchmal denkst Du im Stillen: “was mache ich bloß
          Verkehrt, daß der Fortschritt mir schadet?”
          Dich macht Dein Erfindungsgeist arbeitslos,
          Und mit Dir teilen viele das gleiche Los;
          Prüft, ob selbst Ihr nicht Schuld auf Euch ladet!

          So gehst Du nun “Stempeln”. Du hast jetzt viel Zeit,
          Doch das Geld reicht nicht vorne, noch hinten.
          Du hilfst Deinen Freunden - machst Schwarzarbeit -
          Und sorgst so dafür, daß nach einiger Zeit
          Auch sie keine Arbeit mehr finden.

          Also: spar’, Sei genügsam und leiste Verzicht,
          Denn Sparen heißt jetzt die Devise!
          Der Staat spart ja auch - an der Rüstung zwar nicht,
          Nur an Dir - doch das hilft unsrer Wirtschaft nicht,
          Damit schürt man nur kräftig die Krise.

          Ein Handwerker kommt Dir nun nicht mehr ins Haus,
          Denn “do it yourself” ist in Mode.
          Doch der Meister wirft jetzt die Gesellen raus,
          Wie Du’s drehst, es läuft immer auf’s Gleiche hinaus.
          Wenn’s auch Irrsinn ist, hat’s doch Methode!

          Drum: “Es lebe die Forschung, die Technik, der Geist
          Und der Fortschritt, der nicht aufzuhalten!”
          Er ist’s, der den Weg in die Zukunft weist,
          Der uns lehrt, nicht zu spät zu verstehen, was es heißt
          So zu schaffen, wie damals die Alten.

          © Heiner Vogel

 

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