[ Original und Parodie ]

 


Mein blaues Klavier

von Else Laska-Schüler

Ich habe zu Hause ein blaues Klavier
Und kenne doch keine Note.
Es steht im Dunkel der Kellertür,
Seitdem die Welt verrohte.

Es spielen Sternenhände vier
- Die Mondfrau sang im Boote -
Nun tanzen die Ratten im Geklirr.
Zerbrochen ist die Klaviatür.....
Ich beweine die Blaue Tote.

Ach liebe Engel öffnet mir
- Ich aß vom bitteren Brote -
Mir lebend schon die Himmelstür -
Auch wider dem Verbote.

 

 

 

Hier nun die Parodie von Heinrich Vogel auf Else Laska-Schüer’s “Blaues Klavier”:

Ich hab zu Haus ein Grammophon
in Regenbogenfarben
und spiel doch drauf nicht einen Ton,
seit mir die Platten starben.

Der Tonabnehmer ging kaputt,
auch fehlen dazu die Nadeln,
würd' ich es werfen auf den Schutt,
wer wollt' mich darob tadeln?

Mein Sohn wenn's in die Finger kriegt,
ist es nicht mehr zu retten,
weil's morgen auf dem Sperrmüll liegt,
denn der spielt nur Disketten.

Nun steht's verstimmt – einst klang's so schön –
verrostend tief im Keller,
die Mäuse tanzen im Getön
nachts auf dem Plattenteller.

Erstorb'ne Klänge hallen stumm
aus nie gekannter Richtung ... ,
wird's auch dem Leser längst zu dumm –
das ist moderne Dichtung!

Am Flohmarkt endet wohl zum Schluß
der alte Plattenspüler ... ,
Ihr fragt: "wo lernt man solchen Stuß?"
Bei Else Lasker-Schüler!

 

© Heiner Vogel

 

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