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Meine Frau ist ziemich grantig heut,
sie leidet an Vergeßlichkeit.
Ich sag' zu ihr: "Mein lieber Schatz,
nimm nicht mehr vor der Glotze Platz
um Dich an Serien zu lustier'n,
Du mußt Dich jetzt mental trainier'n."
"Bei diesen seichten Fernseh-Serien,
da hat Dein Geist ja Dauer-Ferien.
Du solltest Kreuzworträtsel lösen
und nicht so viel vor'm Fernseher dösen;
gleich fängst Du an! Es ist so weit.
Für Dich wird's allerhöchste Zeit!"
Drauf war sie sauer wie 'ne Gurke
und sprach zu mir: "Du Schuft, Du Schurke,
Du hältst mich wohl für dumm, für blöd?
Ich finde Kreuzworträtsel öd!"
Doch dann holt' sie die Zeitung ran
und fing auch gleich zu rätseln an.
Die Fragen aus der neueren Zeit,
die löst sie jetzt mit Leichtigkeit
und Leut' wie Nietzsche, Kant und Platen,
die hat sie alle prompt erraten.
Wie's schwierig wurde nach drei Tagen,
da fing sie schüchtern an zu fragen:
Wie nennt man gleiche grade Linien?
Wer herrscht zur Zeit in Argentinien?
Wie heißt der Bischof von Nairobi?
Wer hat durchquert die Wüste Gobi?
Wie nennt man einen Gutsverwalter?
Und wer erfand den Büstenhalter?
Das alles wollt' sie von mir wissen.
Ich sprach: "Rat' doch nicht so verbissen,
wenn Du Dich abmühst wie besessen,
hast Du's am nächsten Tag vergessen.
Worauf läuft's denn hinaus am Schluß?
Daß ich die Rätsel lösen muß!"
Sie löchert mich in einem fort,
selbst wenn ich sitz' am "Stillen Ort",
kaum ist das Mittagsmahl vorbei,
geht's weiter mit der Fragerei.
Wir raten nämlich jetzt zu Zweit.
Es lebe die Gemeinsamkeit!
© Heiner Vogel
Fortsetzung folgt ...
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