[ kurzgefasster Lebenslauf ]

 

So folg’ auch ich dem schönen Brauch
und stell mich vor, wie andre auch,
obwohl mich viele ja schon kennen,
will gern ich meinen Namen nennen:

Ich sag’s jetzt einfach mal so hin,
daß ich der Heiner Vogel bin!

Wie alt ich wohl mag sein? fragt man sich,
nun - ich bin Jahrgang neunundzwanzig,
bin X und Achzig, wie manchem bekannt,
und nun schon X Jahre im Ruhestand,

war Buchhändler, Tischler, Bühnengestalter,
Klavierpolierer und Lagerverwalter,
Ersatzteilverkäufer und Korrespondent,
ein “allround-man”, wie man das heut’ nennt.

Als “Organisierter” hatt’ ich’s nicht leicht,
wer Rechte einfordert, hat oft nur erreicht,
daß man ihn kurzerhand setzt auf die Straße,
so fiel auch ich wiederholt auf die Nase.

Zu guter letzt bin ich beim Staat gelandet,
bei der LVA in Bayreuth “gestrandet”
und wurde dort - ich war jetzt schon älter -
Sozialversicherungs-Fachangestellter,

ich fing also quasi als “alter Mann”
mit sechsunddreißig von vorne an,
und hab dort, trotz Stress, zäh wie wir Alten,
ein Vierteljahrhundert durchgehalten.

Doch nun wend’ ich voll Zorn den Blick
auf die Vierzigerjahre zurück.
Mit fünfzehn Jahren hat - ungelogen -
zum Wehrdienst man mich eingezogen,

so fiel ich, als der Krieg zu Ende,
den Siegermächten in die Hände,
und wurde - was ich nie gedacht -
ins Lager Auschwitz hin verbracht,

dort durfte ich, bis kurz vor Weihnachten,
bei Wassersuppe und Trockenbrot schmachten.
So hab’ ich für Deutschlands Schuld gebüßt,
und so hat man mir meine Jugend vermiest!

Als Tischlerlehrling schloß ich mich dann
der Holzarbeiter-Gewerkschaft an,
war bei den “Roten Falken” aktiv,
bis die “Gewerkschaftsjugend” mich rief,

dort lernte so manchen Kollegen ich kennen,
unmöglich sie alle beim Namen zu nennen;
oft denk’ ich voll Wehmut zurück an die Zeit
unsrer gemeinsamen Jugendarbeit.

Wir haben uns tüchtig ins Zeug gelegt,
Theater gespielt und den Volkstanz gepflegt,
als Clowns unsre Eltern zum Lachen gebracht,
und ich hab’ dazu die Musik gemacht.

Der Gewerkschaftsarbeit war ich verschrieben,
ihr bin ich mein Leben lang treu geblieben,

war Vertrauensmann im Betrieb und Kassierer,
war Kassenrevisor und Kreisdelegierter,
ich regte die Kollegen zum Lesen an,
als “Büchergilden-Vertrauensmann”.

Es war mir stets wichtig vor allen Dingen,
den Mitgliedern Bildung nahe zu bringen,
dies Ehrenamt wurde, was auch gekommen,
50 Jahre lang von mir wahrgenommen.

Man hat mich auch durch Mehrheitsbeschluß
öfters gewählt in den Seniorenausschuß,
auch nahm ich Teil in meinen aktiven Jahren,
sehr gern an unseren Senioren-Seminaren.

Ich bin verheirat’, und hab’ einen Sohn,
hab’ auch zwei Enkeltöchter schon,
der Sohn ist - wie vordem sein Papa -
im öffentlichen Dienst bei der LVA,

ist selbstverständlich organisiert,
die Tradition wird also fortgeführt,
auch er ist ver.di-Vertrauensmann
und trat jüngst zu neuen Aufgaben an.

Sonst gibt’s von mir nicht viel zu berichten,
ich liebe Musik, und ich pflege zu “dichten”,
ich hasse Fernsehn, dafür lieb’ ich das Lesen,
nun wißt Ihr Bescheid, und das wär’s gewesen!

© Heiner Vogel

 

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