[ Limericks ]

 

Im Wald unter Tannen und Fichten
wollt' erstmals ich Limericks dichten.
Doch so forsch ich auch begann
und mich grübelnd besann –
das Dichten gelang mir mitnichten.

Es kam mal ein Maurer aus Nauheim
Sonntag morgens um drei Uhr vom Bau heim.
Seit Freitag um viere
saß er schon beim Biere –
ihn zieht's halt nicht zu seiner Frau heim.

Es wollte die Frau des Herrn Grafen
nicht länger im Ehebett schlafen,
denn ihr Gatte, ihr lieber,
schnarchte Nachts wie ein Biber,
drum schlief sie im Stall, bei den Schafen.

Ein Chemie-Werker war in Sankt Gallen
in den Kessel mit Lachgas gefallen,
und noch nach drei Wochen
nachdem 'raus er gekrochen
hört' sein Lachen man meilenweit schallen.

Ein Jura-Student aus Flachslanden,
der las alle Bücher zuschanden.
Für die Juristerei
riß er Bände entzwei,
er verspeiste die dicksten Folianten.

Ein Reisevertreter aus Ipsheim
fuhr im Auto des Nachts mit 'nem Schwips heim.
Wegen zuviel Promill'
gab's 'nen Crash, dann war's still –
jetzt trägt er die Knochen in Gips heim.

Ein alter Tibeter aus Lhasa –
obwohl er den Tod schon ganz nah sah –
zeugte, anstatt zu sterben,
noch rasch einen Erben.
Er braucht dazu kein  O K A S A .

Es war mal ein Mädchen aus Minden,
die konnt' nichts am Koitus finden.
Nur ihr Vetter Erasmus
bracht' sie zum Orgasmus,
doch das leider auch nur von hinten.

Wer Schüttelreime will drechseln,
muß Anfangsbuchstaben verwechseln.
Jedoch, dann und wann,
muß der Dichter, der's kann,
die Reimwörter förmlich zerhäckseln.

Ein Damenfriseur aus Waldstetten
liebte sehr die Friseusen, die netten.
Einst konnt' ihn beim Fremdgehn
Seine Gattin im Hemd sehn –
seitdem meidet er fremde Betten.

Ein Mafia-Boss aus Chicago
hielt für Hannibal sich, aus Karthago.
Therapeutisch behandelt,
ist er total verwandelt
und glaubt nun, er sei Doktor Schiwago.

Es lebte eine Dame in Posen,
die machte es nur mit Matrosen.
Sie konnt' für Gendarmen
sich partout nicht erwarmen,
aus Furcht vor den Säbeln, den großen.

Ein Filmproduzent aus Manila
war seit Jahren ganz wild auf Tequila,
doch vom ständigen Saufen
kann er jetzt kaum noch schnaufen –
seine Nase, die ist schon ganz lila.

Eine ältliche Jungfer aus Franken,
die trug sich mit Selbstmord-Gedanken,
weil sie keinen Mann fand,
denn ein jeder hielt Abstand –
nun – weil ihre Füße so stanken.

Es trank mal ein Mädchen aus Brücklein
vom Schnaps nur ein winziges Schlücklein –
schon wurde sie süchtig,
drum säuft sie jetzt tüchtig
und meckert im Suff wie ein Zicklein.

Es war mal 'ne Jungfrau aus Stade,
die fuhr furchtbar gern mit dem Rade,
doch statt selber zu denken
ließ den Herrgott sie lenken –
bums – lag sie im Graben, wie schade.

Eine käufliche Dame aus Nizza
sprach 'nen Herrn an und aß mit ihm Pizza.
Er fragte die Dame:
"Wie ist den Ihr Name?
darauf sie: "Ich bin Gräfin Marizza".

Ein Bücher-Revisor aus München
pflegte selbst seine Zimmer zu tünchen.
Wollt' ihm einer helfen
beim "Do it yourselfen",
so drohte er gleich, ihn zu lynchen.

Ein Tischlermeister in Heinersreuth,
den heut noch das Handwerk des Schreiners freut,
fertigt Tische und Bänke
nach Wunsch, und auch Schränke,
was in Heinersreuth heut Groß und Klein erfreut.

Es lebt ein Historiker in Tüchersfeld,
der sich für den Nachfolger Blücher's hält.
Durch ständiges Sinnen
fing er an zu spinnen,
und hat sich versponnen in Blücher's Welt.

 

© Copyright by Heiner Vogel

 

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