[ Piroska im Frankenland ]

Der kleine Ort Jöslein im Landkreis Kulmbach hatte bis vor Kurzem eine ungarische "Csárdá" mit Namen "Piroska", die leider eingegangen ist. Ein Bekannter von mir lud einst seine Freunde ein, mit ihm nach Jöslein zu wandern, um dort gepflegt ungarisch zu speisen. Was sie dort erlebten erzählt dieses Gedicht. Der Name Jöslein erinnert an ein Röslein und zwar an Goethes Heideröslein: "Sah' ein Knab' ein Röslein stehn". Darum lautet der erste Vers: "Wollt ein Knab' nach Jöslein geh'n". Und die folgenden Verse sollten - um Atmosphäre zu erzeugen - möglichst mit ungarischem Akzent gelesen und gesprochen werden.

 

Wollt' ein Knab' nach Jöslein gehn,
möcht' gepflegt dort speisen,
wollt' "Piroska" tanzen sehn,
zu ungarischen Weisen.

Jöslein, Jöslein, Dörflein klein,
wird dort wohl ein Wirtshaus sein?

Knabe von "Piroska" hört,
macht er sich Gedanken,
ob sie auch hierher gehört?
liegt Jöslein doch in Franken!

Jöslein, Jöslein, längst bekannt,
Gastwirt hat, aus Ungarland.

Knabe lädt sich Freunde ein,
sollen ihn begleiten,
gibt sich Ehre, dem Verein,
forsch voran zu schreiten.

Wanderweg ist ziemlich lang,
Appetit gewaltig,
wo gibt's Goulasch fragt man bang,
Magen wird schon faltig.

Endlich, Gasthof kommt in Sicht,
"Piroska" geheißen,
wo man kann bei Kerzenlicht,
in Salami beißen.

Strömt aus Küche Knoblauchduft,
Geige spielt Zigeuner,
Piroschka dem Czickosch ruft,
was Csardas tanzt, wie keiner.

Gäste toll in Stimmung sind,
Küche lobt Frau Maier,
Gatte freut sich wie ein Kind,
nur noch trinkt Tokaier.

Czickosch Lied von Pußta singt,
vor schläfrigen Gesichtern . . .
Piroska die Rechnung bringt:
Gäste plötzlich nüchtern!

Goulasch hat geschmeckt särr gut,
doch bei diesen Preisen,
möchte Knabe glatt vor Wut
gleich nach Ungarn reisen.

Ist Gesellschaft müd' und matt,
nicht mehr laufen mag sie,
hat sich Ungar-Kneipe satt,
fahrt sich heim mit Taxi.

Knabe denkt, ich nix mehr hin,
letztes mal gewesen!
Wenn ich wieder hungrig bin,
geh' ich zum Chinesen.

© Heiner Vogel

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