[ Tanktourismus - kritsch gesehen ! ]

Dank der raketenhaft ansteigenden Spritpreise ist dieses Gedicht heute kaum weniger aktuell als zu jener Zeit, als es geschrieben wurde, nämlich zum Eintritt Tschechiens in die EU. Die Metrik lehnt sich stark an die Versform des bekannten Franken-Liedes von Victor von Scheffel an:

“Wohlauf, die Luft geht frisch und rein,
wer lange sitzt muß rosten ... "

 

Pump auf mit Luft die Pneus, steig ein,
gib Gas, wir fahrn gen Osten!
Dort soll Benzin spottbillig sein,
was mag der Sprit heut kosten?
Nach Eger ist's ja nicht sehr weit,
denk dran, wir müssen sparen,
drum laß uns auch, wie andre Leut,
nach Cheb zum Tanken fahren!

Valleri, Vallera...

Beim Feilschen auf dem "Fidschi-Markt"
hilft man dir gern und willig.
Nebst Schnaps, CD's und anderm Quark
sind dort Zig'retten billig.
Ob auch Friseure hier am Ort
an Arbeitsmangel leiden,
wird man dir um ein Trinkgeld dort
in Cheb die Haare schneiden.

Valleri, Vallera...

Und schau'n auch Leute scheel auf dich,
die in der Stadt dort wohnen,
kauf Kleidung ein für dich und mich,
die Fahrt muß sich ja lohnen.
Wenn Tschechien zur EU gehört,
ob auch noch dann die Franken,
weil's bisher niemand hat gestört,
nach Eger fahrn, zum Tanken?

Valleri, Vallera...

Bei Knödeln, Kraut und Pilsner Bier,
da läßt sich's trefflich speisen,
doch nach dem Kaffee müssen wir
nun wieder westwärts reisen.
Sind Tanktouristen ohne Zahl,
zufrieden, wie seit Jahren,
lohnt sich's für sie noch allemal,
nach Tschechien zu fahren.

Valleri, Vallera...

Nun will man hier im Grenzgebiet
Benzin subventionieren,
um wegen Spritpreis-Unterschied
nicht Kunden zu verlieren.
Doch dadurch kommt's wohl nie so weit,
daß Tschechen dann in Scharen
und zwar nicht nur zur Sommerzeit
nach Franken Tanken fahren.

Valleri, Vallera...

© Heiner Vogel

 

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